... sind noch nie mein Ding gewesen, denn wenn ich wegbreche, dann tu ich das halt, und dann kann niemand dagegen an. Dann knicke ich halt um. Aber diesmal scheint es mir angebracht ...
Festhalten an dem, was ist. Das ist schon eine Menge. Und dann irgendwie den Tag rumkriegen, irgendwie. Schätze, das wird nicht allzu schwer, dreifache Kundenzahl wie an einem normalen Wochentag, und dementsprechend k.o. werde ich heute Abend sein ... Mal schauen, ob mich wenigstens das in den Schlaf wiegt.
... da ist es wieder passiert. Ja, wer behauptet denn immer, dass ich stark bin? Mir wird dieses angebliche Starksein immer zu Füßen gelegt, und ich betrachte es staunend, und wenn ich dann wieder in der Situation bin, dass ich stark sein sollte, dass ich alles wegstecken sollte oder zumindest einfach besser verknusen könnte, dann bin ich hilflos.
Heute Nacht wieder aus Albträumen aufgeschreckt. Ich fühle mich nicht mehr sicher. Ich verliere den Halt. Nein, kein haltloses Fallen. Einfach das Gefühl, noch nicht so weit zu sein, um so große Schritte zu wagen. Darin bin ich ja wie ein ängstliches Kind, das sich vorwärts wagt, voller Hoffnung, dass doch nichts Schlimmes auf mich zukommt, nur um dann festzustellen, dass alles nur halb und halb ist, dass ich gar nicht so viel von mir verlangen kann im ersten Moment, dass noch viel mehr Weg vor mir liegt als hinter mir.
Manche Dinge reißen wieder auf. Das Absurde ist, dass dies hier überhaupt nicht aufgerissen ist, ich habe mich gestern Abend so gefühlt, wie ich es hier beschrieben habe, so und nicht anders. Doch dann konnte ich nicht einschlafen, und als ich es konnte, kamen die Träume und ich schreckte herzrasend auf und fand den Schlaf nicht wieder. Ich hasse das. Ich schiebe es auf den allgemeinen Streß. Auch nach sechs Jahren ist Weihnachten für mich Streß pur. Wenn das dann noch hinzu kommt, dann kann ich nicht verlangen, alles zu verarbeiten, dann müssen die Nächte unruhig sein.
Aber seit Monaten habe ich selten mehr als sechs Stunden Schlaf. Mein Körper hat sich daran gewöhnt? Mitnichten. Er schreit nach Schlaf, den er nicht bekommt. Er reagiert mit morgendlicher Hungerlosigkeit bis elf (okay, es sei denn, ich locke ihn mit einem dicken Frühstück im Bernstein ...). Er zeigt sich schwach und stark zugleich, indem er mich immer wieder mit diesen kurzfristigen Symptomen in die Knie zwingt - Kopfschmerzen, Übelkeit, Schwindel, Rückenschmerzen, wie es ihm passt. Und er hat ein gutes Repertoire, und er weiß, wie er mich zwingen kann, dass ich endlich wieder Tempo rausnehme und vor allen Dingen, dass ich mal lerne, manche Dinge nicht von heute auf Morgen über Bord werfen zu können.
Jetzt habe ich ja wieder Angst, die sich in meinem Bauch zusammenballt. Nein, das darf nicht. Andererseits: das muss. Ich muss begreifen, dass ich nichts beiseite schieben darf, dass ich damit werde leben müssen, was war. Und einiges mehr muss ich auch begreifen. Zum Beispiel, achtsam zu sein. Ich mus aufhören, zu glauben, dass ich schon funktionieren werde, irgendwie hat es schließlich früher immer funktioniert. Nein, nein, nein ...
Ich muss mir Ruhe gönnen. Ich muss darauf hoffen, dass es möglich sein wird, dass ich diese Ruhe finde, dass ich dann endlich den Schlaf finde, dass ich Stille finde und damit auch mich selbst wieder zurück führen kann. Stille. Mehr nicht.
... sind die Gedanken wohl. Ich grüble nicht mehr so viel über das, was war und das, was mir so viele Schmerzen zugefügt hat. Es ist, als wäre ich drei Schritte vorwärts gegangen. Und als lasse ich Dinge hinter mir, die ich seit Jahren nicht hinter mir lassen konnte.
Und ja, ich beginne, mir selbst zu verzeihen. Das ist mal was ...